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Anglerlatein und Seemannsgarn

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Anglerlatein und Seemannsgarn

12.12.2014 10:13 von Matze Koch

Biss-Möwe

Verrücktheiten, die man beim Angeln erlebt, begeistern mich oft mehr als große Fische

Verrückte Erlebnisse beim Angeln

 

Dass Angler und Jäger zu den größten Lügner zählen, kann man anhand des sprichwörtlich gewordenen „Angler“- und „Jägerlateins“ erkennen. Ich möchte heute aber nicht von übertriebenen Größen- und Gewichtsangaben sprechen, sondern von anderen „verrückten“ Ereignissen, die unser Hobby so ganz beiläufig mit sich bringt, denn die machen mir oft mehr Spaß als große Fische.

 

Trübe Tassen

Das beginnt mit Harmlosigkeiten, wie der Tasse seiner Thermoskanne, die Kumpel Stephan in einer belebten, holländischen Stadt nach der Frühstückspause auf einem Brückenpfeiler stehen ließ. Zurückfahren lohnte nicht, also blieb sie, wo sie war. Im wahrsten Sinne es Wortes. Als ich zwei Wochen später erneut an der Stelle vorbei kam, stand die Tasse noch unberührt da.Nur den Kaffee hatte jemand getrunken. Aber das wird wohl Stephan gewesen sein.

Nicht so rasend aufregend? Naja, zugegeben. Aber lustig fand ich es schon. Richtig interessant wird es ja auch erst, wenn man unter die Wasseroberfläche guckt. Ich setzte unter einer Brücke einen schönen großen Twister ein. Obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob man von „Einsatz“ sprechen kann, wenn er beim ersten Wurf hängt und abreißt. „Klasse“. Einige Wochen später probierte ich es erneut. Mit dem gleichen Twistermodell. Auch der hing beim ersten Wurf fest. „Klasse“ Nummer zwei. Doch diesen Hänger konnte ich lösen, und es hing noch etwas dran: Der alte Twister!

Leicht angelaufen, aber sonst noch tadellos – der verlorene Twister, der wieder auttauchte

 

Vollpfosten

Mit Kumpel Holly unterwegs, fing er einen Hecht auf Stint. Er setzte ihn, wie in Holland üblich, zurück. Zehn Minuten später hatte ich einen Biss auf die Vertikalrute, und fing ebenfalls einen Hecht. Anhand einer markanten Verletzung erkannten wir ihn sofort: Es war der gleiche Fisch. „Vollpfosten“ taufte Holly ihn daraufhin. Ein wenig vermenschlicht, aber durchaus passend, für einen Esox der sich so trottelig anstellt. Andererseits sagt es einiges über das angebliche Schmerzempfinden von Fischen aus. Das wird nämlich auch oft vermenschlicht.
Ein Hecht, der auf meiner Kauf-DVD auftaucht, bot ein ähnlich interessantes Verhalten. Nicht nur, dass er im Kanal weite Strecken zurücklegte, nein, er biss auch auf jeden Köder, den man ihm anbot. Auf einer Strecke von 600m fingen wir in in kurzer Zeit einmal vorne, einmal hinten und einmal genau in der Mitte. Vertikal auf Rotauge, auf Stint und zuletzt auf Makrele.

Einmal hier….

 

…und einmal da. Nicht mehr ganz so glücklich, wer freut sich schon über Wiederfänge?

 

Scream-Queen

Lustig finde ich auch das laute Kreischen, in einem kleinen Ort in Holland, das ich bei einem Karpfenansitz vernahm. Schrill und ohrenbetäubend hallte es durch die kleinen Straßen. „A Parrot!“ kommentierte mein Kollege Leendert trocken. Ein Papagei? In der Tat. Er war wohl jemandem entflogen, und machte die Ortschaft laut Leendert seit vielen Jahren unsicher, schien die kalten Winter gut zu überstehen, und ärgerte die Dohlenschwärme nach Herzenslust.

 

Mampfstarker Zander

Richtig stark fand ich das Köderfischerlebnis letzte Woche mit Holly. Wir fischten auf Hecht, Holly fing einen. Im Drill sank der Köderfisch gut sichtbar zu Boden.Ich höre Holly noch: „Mist, jetzt ist mein schöner Köder weg!“ Es war der „Hollywunderköder“. Holly hatte nämlich frische Stinte gekauft, und dabei festgestellt, dass etliche davon in dem Moment gefangen wurden, als sie gerade kleinere Artgenossen verspeisen wollten. Diese „Ausführungen“ wollte er spaßeshalber als „Geheimköder“ einsetzen.

Kurz darauf fing ich einen Zander. Das passiert eher selten mit Stint am Doppelddrillingsystem. Da der Fisch stark blutete, entnahm ich ihn, Zander überleben das nicht. Beim Ausnehmen stellte sich heraus: Hollys verlorener Köderfisch wurde unübersehbar von meinem Zander gefressen.

 

Deja vu…

Ähnliches erlebte ich übrigens schon in meiner Kindheit. Mit Kumpel Herbi war ich auf einem 20ha Binnensee. Wir hatten jeder drei Zanderposenmontagen vom Boot ausgelegt im Abstand von mehr als 60m. Dann bekamen wir genau drei mal nacheinander einen Fehlbiss. Jedesmal fehlte der Köderfisch. Dann fing Herbi einen Zander. Zuhause stellte sich raus, er hatte alle drei Köderfische im Magen, gut erkennbar an den Einstichen. Sogar Herbis und meine Einstiche ließen sich problemlos unterscheiden, denn er köderte meist in der Lippe an, ich in der Schwanzwurzel.

 

Hollys Geheimwaffe für Hecht – Stint frisst Stint

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