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Rekord-Dorsch von über 47 Kilo

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Bild: Michael Eisele
Im direkten Größenvergleich mit dem Fänger Michael Eisele kommen die Dimensionen des 1,60 Meter langen und 47,025 Kilo schweren Rekord-Dorsches so richtig zur Geltung. Bild: Michael Eisele

Live aus Nordnorwegen: Meeres-Profi Michael Eisele hat Christian Hoch im Telefon-Interview die Hintergründe zu seinem 1,60 Meter langen und 47,025 Kilo schweren Rekord-Dorsch verraten.

Christian Hoch: Michael, erst einnmal möchte ich Dir im Namen der gesamten Redaktion ganz herzlich zu diesem Ausnahmefisch gratulieren. Hast Du überhaupt schon realisiert, was Dir da an den Haken gegangen ist?
Michael Eisele: Nein, noch nicht wirklich. Und das wird wohl auch noch eine Weile dauern. Bin noch immer voller Adrenailin und kann mein Glück nicht fassen.

C. H.: Wo genau hast Du den Dorsch gefangen?
M. E.: Vor der Westküste der Insel Söröya in Nordnorwegen. Ich bin momentan zu Gast im Havfiskesenter (Soroy-havfiskesenter.no). Zwar habe ich gezielt auf große Dorsche gefischt, aber dass mir so ein Riese an den Haken gehen würde, hätte ich natürlich im Traum nicht gedacht. Zumal Söröya bisher ein beflecktes Tuch für mich war.

C. H.: Was meinst Du damit?
M. E.: Bei meiner ersten Söröya-Tour habe ich nicht eine Minute geangelt, wir hatten Orkan! Dann wollte ich vor zwei Jahren und im letzten Jahr wieder auf die Insel. Doch aufgrund von Trauer- und Krankheitsfällen musste ich das Ganze immer wieder absagen. Insgesamt fünf Flüge sind dadurch verfallen. Umso glücklicher bin ich natürlich, dass es jetzt endlich geklappt hat und dass ich als Krönung quasi den Lucky Punch setzen konnte. Das alles bei Heldenwetter.

Michael Eisele kann sein Glück kaum fassen. Bild: Michael Eisele

C. H.: In welcher Tiefe hat der Fisch gebissen?
M. E.: Wir haben vor der Breivikbotn, rund 18 Kilometer weit draußen, an einer Abbruchkante gefischt. Es war mein zweiter Angeltag. Der Dorsch biss rund 25 Meter über Grund. An der Stelle war es 94 Meter tief. Er nahm einen 25 Zentimeter langen Gummifisch, den Hörminator in der Farbe Papagei.

C. H.: Wie hast Du den Köder geführt?
M. E.: Ich habe ihn eigentlich nur in der leichten Strömung gehalten und maximal leicht gezupft. Meiner Meinung nach sind große Gummifische mit Einzelhaken optimal fürs gezielte Großdorschangeln. In jedem Fall rate ich von einem Stinger mit Drilling ab, da hakt man die Fische oft von außen. Außerdem stellten wir fest, dass die Fische, die auf Pilker bissen, deutlich kleiner waren. Wir hatten vorher wenig Drift, unter 1 Knoten, teilweise stand das Boot still. Entsprechend bekamen wir nur wenig Bisse. Erst gegen Ende des Tages, rund eine halbe Stunde vor Hochwasser, nahm die Beißaktivität deutlich zu. Auf dem Echolot waren plötzlich dicke rote Flecken zu sehen. Alle Angler wurden ermahnt, jetzt konzentriert zu fischen. Wie auf Ansage stieg dann der Dorsch bei mir ein.

C. H.: Hast Du schon beim Biss geahnt, dass da so ein Riese gebissen hat?
M. E.: Nein. Ich dachte zuerst wirklich, ich hätte einen Hänger. Doch dann fing ich an zu überlegen und sagte mir: „Das kann nicht sein, ich fische doch mehr als 20 Meter über Grund.“ Der Fisch ließ sich anfangs nicht von der Stelle bewegen. Er stand einfach nur. Dann konnte ich ihn zum ersten Mal ein Stück nach oben bewegen. Er ging dann immer wieder ein Stück runter, machte aber keine lange, rasante Flucht. Der ganze Drill dauerte eine gute halbe Stunde.

C. H.: Was hast Du empfunden, als der Riese an der Oberfläche auftauchte?
M. E.: Ich habe während des Drills mit so einer Größe nicht gerechnet, wusste aber, dass es ein großer Fisch war. Als ich den Dorsch dann sah, habe ich nur noch geschrien vor Aufregung, denn er musste ja noch gelandet werden.

Der Fotobeweis: Genau 47,025 Kilo! Bild: Michael Eisele

C. H.: Konntest Du ihn allein an Bord wuchten?
M. E.: Nein, keine Chance. Ich habe ihn im Kiemendeckel gepackt, meine beiden Bootskollegen zogen zusammen am Stiel des Gaffs. Mit vereinten Kräften konnten wir ihn dann über die Reling zerren. Als der Dorsch dann im Boot lag, haben wir uns nochmal erschrocken: Er war so groß wie zwei Fischkisten! Allein der Kopf füllte fast eine Kiste aus. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie man da aus der Wäsche guckt, wenn seine bisherige Bestmarke bei unter 40 Pfund liegt. Auch später im Hafen war natürlich der Teufel los. Und als die Waage bei 47,025 Kilo stehen blieb, war allen klar, dass es sich hier um den neuen Weltrekord-Dorsch handelte.

C. H.: Soll der Fisch als offizieller IGFA-Rekord angemeldet werden?
M. E.: Wir wollen in jedem Fall probieren, den Fisch anzumelden. Wir haben genügend Zeugen sowie eine geeichte Waage gehabt und alles auf Fotos dokumentiert. Ich habe schon eine Mail an die IGFA geschickt. Auch die lokale Bürgermeisterin war schon vor Ort, sie will die entsprechenden Formulare besorgen und das Ganze bestätigen.

C. H.: Dann drücke ich Dir die Daumen, dass das Ganze klappt. Aber auch wenn nicht: Diesen Fisch kann Dir keiner mehr nehmen!
M. E.: Das stimmt, Christian. Der Dorsch scheint im Netz schon um die ganze Welt gegangen zu sein. Die internationale Presse steht Schlange, und ich bin schon mehrfach von Engländern und Amerikanern zum neuen Weltrekord beglückwünscht worden, auch wenn das (noch) gar nicht offiziell ist.

C. H.: Stimmt es, dass Du den Dorsch als Ganzes präparieren lassen möchtest?
M. E.: Unglaublich, wie sich das rumspricht (lacht). Ja, das stimmt. So ein Fisch muss präpariert werden! Wir haben ihn komplett eingefroren. Allerdings weiß ich nur noch nicht, wie ich ihn transportieren soll. Ich werde mal mit der SAS telefonieren. Vielleicht fliegen sie ihn mir ja nach Deutschland. Ansonsten komme ich im Sommer noch einmal mit dem Auto nach Söröya und hole ihn selbst ab.

C. H.: Dann auch bei diesem Vorhaben viel Glück, herzlichen Dank für das Telefonat und weiterhin viel Spaß im hohen Norden!

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