ANZEIGE

WWF: Norwegens Lachse bedroht

1369


Aus norwegischen Fischfarmen entflohene Zucht-Lachse gefährden die Bestände ihrer wilden Verwandten.

Wie der „World Wildlife Fund“ (WWF) am 12. Mai 2005 in Bremen berichtet, sollen jedes Jahr etwa eine halbe Million Tiere aus Zucht-Anlagen entkommen. Hauptursachen sind Schlupflöcher, die nach Ansicht des WWF auf Fahrlässigkeit sowie unzureichende Vorsichtsmaßnahmen und mangelhafte Schulungen der Angestellten zurückzuführen sind. So entwischen die Lachse zum Beispiel beim Umsetzen in einen anderen Zuchtkäfig.

Die im offenen Wasser verankerten Netzkäfige sind die reinsten Paradiese für Parasiten wie die Seelaus und für Krankheitserreger, die für die Wildlachse zu einer ernsthaften Gefahr werden können. Außerdem werden durch die Konkurrenz der entflohenen Zuchtlachse Nahrung und Fortpflanzungspartner für die Wildtiere knapp, teilte der WWF mit.

Jeder vierte Lachs ein Flüchtling

Die vorliegende Studie widerlegt nach Ansicht des WWF das von den Befürwortern der Fischfarmen ins Feld geführte Argument, dass die Fischzucht zur Erholung der wildlebenden Bestände beitrage. „Einer von vier Lachsen in Norwegens Flüssen ist ein Flüchtling aus einer Fischfarm“, warnt die Fischereireferentin des WWF, Heike Vesper. „Dadurch kommt es immer häufiger zur Vermischung von Zucht- und Wildlachsen.“ Der Gen-Pool und damit auch die Widerstandsfähigkeit der Tiere werde dadurch schwächer. Langfristig gebe es immer weniger Nachkommen. Lachse, die die ersten Lebensjahre überstehen, seien meist anfälliger für Krankheiten und pflanzten sich weniger stark fort. „Der Wildlachs steht vor dem Aussterben. Die gezüchteten Verwandten haben das Potenzial, den Wildlachs durch die Übertragung von Krankheiten und den Kampf um Nahrung und Nachkommen komplett zu vernichten“, sagt Heike Vesper. Sie warnt schon seit langem vor den Bedrohungen für den begehrten Speisefisch.

Der WWF fordert, dass Fischfarmen umweltfreundlich und nicht in der Nähe von bedrohten Wildlachs-Beständen betrieben werden. Zucht-Lachse müssten individuell gekennzeichnet werden, damit man ihre Herkunft aus den Farmen zurückverfolgen kann.

500.000 Tonnen Lachs und Regenbogenforelle werden in Norwegens Fischfarmen jedes Jahr produziert. Die Fischzucht gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Nach Angaben des WWF laichen in Norwegen die Hälfte aller Atlantischen Wildlachse.

-pm-

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang