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Überflieger

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Überflieger
Fausto Bucella
Der „Forellenmeister“ Fausto Bucella hat den Dreh raus: Sein Erfolgsrezept ist das konzentrierte Absuchen verschiedener Angeltiefen mit dem Sbirullino.

Sbirullino, der „Forellen-Bomber“ aus Italien, bringt Salmoniden auf Trab. Wenn der Köder rotiert, schnappen die Forellen nur allzu gern nach dem „Propeller-Happen“. Grund genug für Dirk Buran, dem Meisterangler Fausto Bucella über die Schulter zu schauen.

By Dirk Buran

Spaghetti Bolognese und Pizza Margherita – diese Namen kennt wohl jeder Angler. Aber Sbirullino? Meist Fehlanzeige. Denn hierzulande fischen erst wenige mit der italienischen Antwort auf die bekannte Wasserkugel – obwohl die „Propeller-Methode“ äußerst fängig ist.

Was für ein Typ wird Fausto Bucella sein? Ein wenig nervös bin ich schon, als ich endlich dem Mit-Erfinder des Fischens mit dem Sbirullino begegne. Leise Bedenken zerstreut der Meister jedoch mit dem ersten Händedruck und einem gewinnenden Lächeln. Schnell wird klar: Fausto ist ein fanatischer Angler, der über das Forellenangeln alles weiß. Doch nicht nur das – diesem Mann macht es auch noch Spaß, sein Wissen weiterzugeben. Seine Tipps und Tricks sind sicherlich auch für deutsche Angler „geschupptes Silber“ wert.

Fausto hat den Dreh raus

Am 20 Hektar großen Forellensee in der Nähe von Mailand angekommen baut Fausto eine ganze „Batterie“ verschiedenster Forellenruten auf: „Die brauchen wir zwar nicht alle aber so hast Du einen guten Überblick.“ Er will hochwertige Teleskop-Ruten mit einem Wurfgewicht von 30 bis 40 Gramm einsetzen – ein hierzulande eher unterschätzter Rutentyp.

Diese Modelle sind von der Aktion her vergleichbar mit Schleien- oder leichten Zandergerten. Sie laden sich beim Werfen mächtig auf und sorgen für hohe Wurfweiten. Ihre weiche Aktion macht aber gleichzeitig eine sensible Köderführung möglich und verhindert ein Ausschlitzen des Hakens. Für kleine Gewässer oder beim Fischen im Uferbereich würden dagegen sehr leichte Ruten mit zwei bis fünf Gramm Wurfgewicht reichen.

Nach der Auswahl geeigneter Modelle montiert Fausto drei verschiedene Sbirullinos: einen langsam und einen mittelschnell sinkenden sowie eine fast schwimmende Ausführung. Insbesondere bei den sinkenden Varianten beeinflusst die Einholgeschwindigkeit die Angeltiefe: Je schneller gekurbelt wird desto flacher läuft die Montage.

Die Sbirullinos – eiförmige Kunststoffkörper mit Tubendurchlauf – werden auf die Hauptschnur gefädelt dann Spezialwirbel gegen die verstärkte Schnurverdrallung beim häufigen Einholen angeknotet Zeichnung 1. An diese knüpft der Profi jeweils ein etwa 15 bis zwei Meter langes Vorfach.

Forellen-Propeller auf Rotationskurs

Besondere Sorgfalt widmet er dem Anködern. Fausto will während unseres gemeinsamen Angeltages Bienenmaden Laubwürmer Forellenteig und Twister einsetzen. „Die Köder müssen während des Einkurbelns am Haken rotieren wie ein Propeller. Das macht die Forellen so richtig bissig! Bei einer Beißpause verhilft zudem ein Köderwechsel häufig zu weiteren Fischen.“

Das Propeller-Spiel überprüft der Spezialist vor jedem Auswerfen durch einen Zug im seichten klaren Wasser. Um das verführerische Rotieren zu gewährleisten müssen die Köder – mit Ausnahme der Twister und des Forellenteiges – so angebracht werden dass in der Mitte des Hakenbogens ein kleines Köderschwänzchen absteht. Twister werden ganz normal auf den Haken aufgezogen Teige in Form eines rotierenden Plättchens oder Knödels zurechtgeknetet.

Nun kann das Fischen beginnen. Fausto katapultiert per Gewaltwurf eine Montage mit dem mittelschnell sinkenden Sbirullino und Bienenmaden als Köder in Richtung Seemitte. Die „italienische Wasserkugel“ entpuppt sich als echter Überflieger und trifft in etwa 90 Meter Entfernung auf der Wasseroberfläche auf.

Nach einer Wartezeit von zirka 45 Sekunden beginnt Fausto damit die Monatge gefühlvoll und langsam einzukurbeln. Die Rutenspitze ist dabei schräg nach oben gerichtet. Zwischendurch wird die Gerte wiederholt rhythmisch schüttelnd auf- und abwärtsgeführt – einer von Faustos Spezialtricks. Diese Bewegung aus dem Handgelenk heraus überträgt sich auf den Köder und dieser bekommt dadurch ein besonders lebensechtes Spiel; er bewegt sich ruckartig wie ein flüchtendes kleines Beutefischchen.

Abschleppen auf italienische Art

Nach einigen Würfen ohne Biss ist jedoch klar dass sich die Fische heute nicht in der Tiefe von sechs bis zehn Metern aufhalten. Fausto greift zum langsam sinkenden Modell und feuert es hinaus. Dann geht es Schlag auf Schlag – die Forellen lassen sich nicht lumpen: Schon kurz nach dem nächsten Auswerfen ein überraschender Ruck in der Rutenspitze. Der Meisterangler stoppt das Einkurbeln und senkt schnell die Spitze will nachsehen ob ein Fisch Schnur abzieht. Tatsächlich sie läuft ab! Fausto schlägt kräftig an und weit draußen springt eine Forelle aus dem Wasser. Doch die weiche Rute federt die Schläge und Fluchten sicher ab. Kurz darauf landet eine pfündige Regenbognerin im Kescher.

Innerhalb der nächsten halben Stunde fängt der Profi noch vier weitere Salmoniden dann bricht die Beißphase abrupt ab. „Mal sehen ob jetzt ein anderer Köder fängt.“ Schnell piekst der „Sbirulist“ einen Laubwurm auf und zwar so dass das Schwanzende noch übersteht. Tatsächlich: Der „Wurm-Propeller“ rotiert keine zwei Minuten durch das Wasser als Fausto bereits den nächsten Anschlag setzt. Nachdem er auch diese Forelle gelandet und versorgt hat leihe ich mir von ihm eine Rute und lege los. Zwar fliegt mein italienischer Überflieger anfangs nicht ganz so weit aber immerhin drille ich bereits nach wenigen Minuten die erste „abgeschleppte“ Forelle.

Am Ende des höchst erfolgreichen Angeltages haben wir noch eine ganze Reihe weiterer Regenbogenforellen erbeutet und sind vollauf zufrieden. „Warum fischt ihr in Deutschland kaum mit dem Sbirullino?“ fragt mich der Meister zum Abschluss. „Das funktioniert doch prächtig!“

Vier Meister-Tipps

Der Köder muß lebhaft rotieren. Deshalb vor dem Auswerfen regelmäßig kontrollieren ob dies gewährleistet ist.

Die Forellen bevorzugen meist eine bestimmte Wassertiefe. Eine Auswahl verschiedener Sbirullinos und das Wechseln der Einholgeschwindigkeit hilft die richtige Fangtiefe zu ermitteln.

Ein Biss macht sich durch einen Ruck in der Rutenspitze bemerkbar. Im Gegensatz zum Spinnangeln sollte er nicht mit einem direkten Anschlag quittiert werden: Zunächst einfach die Schnur durch Herabsenken der Rute und Öffnen des Rollenbügels lockern um dann bei einem zügigen Abzug anzuschlagen.

Eine Auswahl verschiedener Köder sollte der Forellenangler immer mit sich führen. Kritische Momente können durch regelmäßigen Wechsel oft in Sternstunden verwandelt werden. Faustos Topköder sind: Bienenmaden Laubwürmer schwimmende Forellenteige Mehlwürmer Mini-Twister und Weichplastik-Megawürmer.

Kurzporträt des Forellen-Meisters

Fausto Bucella wurde 1947 in Brescia geboren. Seine Karriere als Wettkampfangler begann vor etwa 20 Jahren mit den ersten organisierten Angelwettkämpfen auf Forellen in großen italienischen Baggerseen. Bis heute sammelte er unzählige Titel, darunter etliche Einzeltitel und mehrere Gold- und Silbermedaillen in der „Eccellenza“-Superliga (eine Art Bundesliga für Forellenangler). Sein persönlicher Rekord: zehn Forellen in nur drei Minuten. Den erzielte er während eines Wettkampfangelns, bei dem er italienischer Meister wurde.

Nebenbei schreibt er in den italienischen Angelmagazinen „Pescare“ und „Pesca In“ und berät sowohl Fassa (Daiwa/Cormoran-Italien) als auch Cormoran Deutschland bei der Entwicklung neuer Angelgeräte.

Sein Ruhm, insbesondere in Italien, begründet sich jedoch nicht nur auf die zahlreichen Erfolge im Wettkampfangeln, sondern insbesondere auf die Entwicklung neuartiger Methoden zum Forellenfang. So machte er das Sbirullino-Fischen in Italien populär.

Foto: Verfasser

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