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Karpfenangeln: Futter mit Einlage

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Karpfen
The Method
Leckere Mischung: Grundfutter mit Forellen-Pellets, halbierten Mini-Boilies sowie Maiskörnern ist für Cyprinus unwiderstehlich.

Die Kombination von Partikeln mit herkömmlichem Grundfutter gilt bereits seit einigen Jahren als das Schleienlockfutter schlechthin. Jörg Schaffner hat es jetzt auch für die Karpfenangelei entdeckt. Besonders die scheuen Exemplare lassen dafür so manchen Boilie-Teppich links liegen.

By Jörg Schaffner

Stellen Sie sich einen See mit einem guten Bestand an großen Karpfen vor. Regelmäßig füttern hier Angler mit Boilies und Partikeln und fischen mit den Proteinkugeln als Köder. Jahrelang brachte ihnen diese Taktik Erfolge satt, doch ausgerechnet in diesem Frühjahr will nichts beißen.

Ein Schleienangler füttert in der Nähe seit einigen Tagen einen Platz mit einer Mischung aus Grundfutter, Hanf und Dosenmais an. Bei seinem ersten Ansitz bekommt er gleich mehrere Bisse, denen er mit seinem relativ leichten Schleiengerät nicht gewachsen ist. Im Drill verliert er einige starke Fische, vermutlich der Gattung Cyprinus.

Schnell werden die Karpfenangler auf seine Füttertechnik aufmerksam und beginnen, sie zu übernehmen. Und siehe da: Nach einiger Zeit fangen sie wieder ihren Zielfisch. Genau da, wo zuvor partout nichts beißen wollte.

Füttern heißt, Fische neugierig machen ohne sie zu sättigen. Mit größeren Mengen Boilies als Lockmittel ist jedoch zu manchen Zeiten des Jahres die Gefahr außerordentlich groß, genau letzteres zu bewirken. Haben die Karpfen nur einen gezügelten Appetit, wie im zeitigen Frühjahr, ist das Locken mit Partikeln oftmals die intelligentere Lösung.

Viele Karpfenangler wissen das und füttern dann beispielsweise gern mit gekochtem Hanf. Die kleinen Samen eignen sich ausgezeichnet, weil sie die Fische gewissermaßen zwingen, lange am Platz zu verweilen. Für einen Karpfen ist es schwer, alle leckeren Körner zu finden. Solange jedoch noch welche da sind, wird er weiter suchen.

Partikel auf die Reise schicken

Als problematisch bei Partikelködern wie Hanf erweist sich immer das Anfüttern selbst. Die Körner mit der Schleuder auszubringen, ist zwar möglich, doch bei größeren Mengen eine Quälerei. Ein sogenannter Groundbaiter – quasi eine große Kelle mit Stiel – ist eine Alternative, wenn auch nur mit begrenzter Reichweite. Bleibt eigentlich nur noch das Füttern vom Boot, was jedoch nicht überall erlaubt ist.

Die letzte Rettung für den Angler liegt darin, den Hanf mit Grundfutter zu binden, wie es der Schleienangler im Beispiel vorgemacht hat. Die mit den Partikeln durchsetzten Kugeln fliegen entscheidend weiter als die nackten Körner. Anstelle des Hanfs lässt sich auf diese Weise auch mit den sogenannten Forellen-Pellets anfüttern, die Karpfen vergleichbar gut anlocken und „solo“ ebenfalls schwer auszubringen sind.

Doch was für ein Grundfutter eignet sich zum Binden? Fertigmischungen von namhaften Herstellern haben sich bewährt und sind einfach in der Anwendung, gleichzeitig jedoch relativ teuer. Eigenkompositionen sparen Geld, lassen sich aber erst mit etwas Erfahrung fängig zusammenstellen.

Ich habe mich daher für den goldenen Mittelweg entschieden: hochwertiges Fertigfutter mit preisgünstigen, sehr geruchstarken Grundstoffen zu strecken. Als Basis dient mir das Produkt eines bekannten belgischen Wettkampfanglers. Dazu gebe ich geröstetes Erdnussmehl, Kokosmehl sowie geröstetes Hanfmehl. Die Mischung bindet sehr gut und eignet sich somit hervorragend als Träger für Partikelköder. Neben gekochtem Hanf und Forellen-Pellets können beispielsweise auch Mais oder zerkleinerte Boilies untergemischt werden. Das Zerkleinern der Boilies bewirkt folgendes: Sie lassen sich so besser in das Futter integrieren, sättigen nicht so rasch und duften zerschnitten intensiver.

Insgesamt sollten aber nicht zu viele Bröckchen im Grundfutter enthalten sein, da

sich noch feste Ballen formen und auswerfen lassen müssen. Mit dem bereits erwähnten Groundbaiter ist es kein Problem, derartige Futterballen mitsamt der attraktiven Einlage bis über 50 Meter weit zu schleudern.

Erst Weißfische

Ich füttere eine Angelstelle drei Mal an, bevor ich dort meinen Köder auslege. Die Menge des Futters bewegt sich dabei jeweils zwischen drei und fünf Litern. Das ist mit Sicherheit nicht zuviel, denn die Karpfen sind nicht die einzigen, die von den Leckerbissen kosten werden. Schleien, Brassen und andere Weißfische finden sich schneller an der Futterstelle ein, werden später aber von den Karpfen verdrängt.

So kann der Angler beim Ansitz oft zunächst nur Aktivitäten von Weißfischen verzeichnen. Sobald diese aber urplötzlich aufhören, kann er sich sicher sein, dass sich Karpfen eingefunden haben. Ein guter Biss lässt dann nicht mehr lange auf sich warten.

Diese Futtertaktik funktioniert besonders gut im Zusammenwirken mit einer speziellen Montage, die in England „Die Methode“ genannt wird (siehe auch F&F 5/95, Seite 26). Grundbestandteil ist ein sogenanntes „Inline-Feeder-Blei“, das einer beschwerten Futterspirale ähnelt. Um diese herum kann eine ordentliche Portion Anfutter geknetet werden, das gleichzeitig als Wurfgewicht dient. An die Spitze des Bleis klebe ich ein Stück Silikonschlauch, in den ich den Verbindungswirbel ziehe. Das daran befestigte Vorfach sollte mit etwa zehn Zentimetern Länge extrem kurz gehalten werden. Die Hakenmontage schließlich kann jeder Karpfenangler wählen, wie er möchte.

Der eigentliche Clou liegt darin, den Köder mit in den Futterballen zu kneten, der das Blei umschließt. Der Vorteil: Unter Wasser löst sich später die Kugel langsam auf, und der Köder liegt direkt in einem kleinen Lockmittel-Häufchen. Eine genauere Präsentation ist nicht möglich, wühlende Karpfen finden den Leckerbissen garantiert. Aufgrund der kurzen Vorfachlänge und der Fixierung des Wirbels im Silikonschlauch haken sich die Fische meist selbst.

Als Köder setze ich gern Miniboilies mit zehn Millimetern Durchmesser ein. Zwei Stück auf ein Haarvorfach gezogen, haben schon etliche Karpfen verführt.

Diese Technik überlistet dabei vor allem verwöhnte Exemplare. Ich kann sie Ihnen daher nur empfehlen. Wer weiß, vielleicht wird dann normales Grundfutter auch wieder bei Ihren Karpfenausflügen eine große Rolle spielen.

Foto: Verfasser und M. Courtois

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