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Flundern für Landratten

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Mit Karpfenruten fängt Andy Little Flundern. Wer die Ruten dicht beieinander ablegt, hat die Spitzen stets im Blick, um Bisse zu erkennen.

Buttangeln in Flüssen und Häfen macht nicht nur mehr Spaß, wenn feines Süßwasser-Gerät eingesetzt wird, es ist auch erfolgreicher. Mit leichten Karpfen- statt schweren Brandungsruten hebt Andy Little die Platten vom Grund.

By Andy Little

Drei gute Gründe machen Flundern als Angelfisch so beliebt: Erstens sind sie leicht zu fangen, zweitens stimmt meist auch die Menge der Beute, so dass drittens der Gaumenschmaus nicht zu kurz kommt. Vorausgesetzt, man fischt mit feinem Gerät, kommt für mich noch ein viertes Argument hinzu: der Spaß! Plattfische verstehen nämlich durchaus zu kämpfen, nur eben nicht am groben Brandungsgeschirr.

Deshalb drille ich lieber an leichten Karpfenruten mit einer Testkurve von 1,75 oder zwei Pfund. Und vor allem lassen sich Bisse an deren dünnen Spitzen viel besser erkennen, so dass ich letztlich auch mehr fange als mit klobigen „Besenstielen“. Die mittlere Stationärrolle bespule ich mit Monofilschnur von etwa vier Kilo Tragkraft. Je nach Strömung halten Birnenbleie zwischen 30 und 80 Gramm die Köder am Grund.

Meine Watt- und Seeringelwürmer biete ich bevorzugt in Seehäfen oder Strommündungen an. Buttangeln lohnt aber bis ins Binnenland, solange die Flüsse den Gezeiten unterliegen. Um eine aussichtsreiche Angelstelle zu finden, suche ich während der Ebbe nach Sandbänken, die beim ablaufenden Wasser sichtbar werden. Genau dorthin zieht es die Platten nämlich, wenn die Flut wieder aufläuft. Ferner bade ich meine Köder an Molen, Schiffsanlegern und Bootsliegeplätzen.

Satte Platte im Gezeiten-Wechsel

Im Gezeitenbereich der Flüsse bietet auflaufendes Wasser die beste Garantie für gute Plattfischfänge. In Seehäfen und Flussmündungen dagegen beißen Flundern praktisch immer denn auch bei Niedrigwasser sind die Fische dort in großer Zahl vorhanden. Erst mit einsetzender Flut ziehen die Butts stromauf in Richtung Süßwasser um bei Ebbe wieder Richtung Meer zurückzuschwimmen.

Wer hier seinen Angelplatz mit Bedacht wählt an dem zieht also immer ein ständiger Strom an Plattfischen vorbei. Fehlen mir genauere Gewässerkenntnisse orientiere ich mich an anderen Buttspezis. Gute Stellen sprechen sich naturgemäß schnell herum so dass dort oft Angler-Hochbetrieb herrscht was sich aber keineswegs negativ auf die Fangchancen auswirkt.

Mir scheint nämlich dass die meisten Plattfischfreunde grobes Brandungsgeschirr bevorzugen. Zwar fangen sie damit ganz gut aber nur solange Flundern im Fressrausch sind was bei kräftiger Flut Wind und trübem Wasser mitunter der Fall ist. Herrscht dagegen Ebbe oder ruhiges und klares Wasser kann es rasch vorbei mit dem „platten“ Segen sein. Statt heftiger Attacken kommen verstärkt Nuckel-Bisse. Und diese sind eben nur dann zu erkennen wenn fein genug gefischt wird – und die Köderpräsentation stimmt.

Nur frische Watt- und Seeringelwürmer fangen wobei letztere noch verführerischer scheinen. Sie werden mit einer Ködernadel sorgfältig das heißt in voller Länge mit dem Kopf voran aufgezogen. Ich bevorzuge feindrähtige langschenklige Haken. Größe eins fische ich wenn die Flundern bei Flut energisch zupacken. Bis auf Größe vier gehe ich herunter falls die Fische zögerlicher beißen.

Langes Vorfach großes Spiel

Vor dem Haken sitzen einige Lockperlen die mit Gummistopper fixiert sind. Diese können dann beim Auffädeln der Würmer entsprechend der Länge des Köders am Vorfach hochgeschoben werden. Mit silbernen und goldenen Schwimmperlen habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Durch den Auftrieb heben sie den Köder bei starker Gezeitenströmung etwas vom Grund ab und lassen ihn verführerisch taumeln. Alternativ lockt auch ein kleiner Löffel neugierige Platte an den Wurm.

Die Stärke des Vorfachs richtet sich nach der Fressgier der Fische die wiederum von den Gezeiten abhängt. Läuft das Wasser auf sollte es vier Kilo tragen läuft es ab ist eine dünnere 3-Kilo-Schnur unauffälliger. Das Vorfach wähle ich mindestens einen Meter lang. Einerseits haucht so die Strömung dem Köder verführerische Bewegungen ein. Andererseits bekommt ein beißender Platter genügend Spiel den Wurm ganz einzusaugen. Um Schnurverwicklungen beim Auswerfen zu vermeiden wird ein langes freilaufendes Anti-Tangle-Röhrchen mit Einhängekarabiner vorgeschaltet. In diesen klicke ich das Birnenblei das so bei Bedarf schnell gegen ein schwereres oder leichteres Gewicht austauschbar ist. Hauptschnur und Vorfach sind über einen Wirbel verbunden dessen Knoten von einer Gummiperle vor Beschädigungen durch das Anti-Tangle-Röhrchen geschützt wird.

Wenn’s rüttelt hängen Platte

Die Laufbleimontage kann sowohl festliegend als auch bewegt gefischt werden. Ich sitze immer mit zwei Ruten an um beide Methoden gleichzeitig anzuwenden. Die eine wird nach Auswerfen der Montage am Dreibein abgelegt und einfach ihrem Schicksal überlassen. Dies wird hoffentlich ein Zucken an der Spitze sein das meist in ein stetiges Rütteln übergeht – der Platte hat sich selbst gehakt. Ich warte also zunächst in aller Ruhe ab wie sich der Biss entwickelt. Erst wenn die Flunder richtig zugepackt hat nehme ich die Rute in die Hand und Fühlung auf.

Mit der zweiten Rute suche ich dagegen gezielter nach Plattfischen. Dazu zupfe ich den Köder ganz langsam über Grund und lege immer wieder Pausen ein damit interessierte Flundern den Leckerbissen genauer untersuchen können. Wird der Wurm schließlich eingesaugt und dann der Drill bestanden sollte besonders in Häfen ein langstieliger Kescher zur Landung in Griffweite liegen. Dieser wird besonders im Frühsommer nicht lange trocken bleiben. Plattfischangeln ist ein Riesenspaß den sich auch Landratten gönnen können.

Rollend auf Plattfisch-Reise…

Bei beißfaulen Fischen in hindernisarmen, sandigen Fließwasserstrecken fische ich am liebsten aktiv mit der Rollbleimontage. Über den Grund holpernde Köder wirken selbst auf träge Plattfische unwiderstehlich. Kein Wunder, dass ich an dieser Gerte auch dann noch drille, wenn die stationär ausgelegte schon seit Stunden müde am Dreibein lehnt.

Damit es rollt, muß allerdings die Standard-Montage umgerüstet werden. Dazu verzichte ich auf das Anti-Tangle-Röhrchen und ziehe Kugelbleie am frei gleitenden Karabinerwirbel vor. Ein Gummistopper plus vorgeschalteter Perle verhindert, dass das Gewicht bis auf den direkt an die Hauptschnur gebundenen Haken rutscht. Ich habe immer eine Auswahl an verschieden schweren Kugelbleien griffbereit. So bin ich bestens für verschiedene Strömungen präpariert und kann schnell reagieren, weil der Karabiner das schnelle Wechseln der Gewichte erlaubt. Die Montage wird so ausgebleit, dass sie gerade eben vom Grund abhebt und schleifen kann.

Nach dem Auswerfen bleibt der Bügel geöffnet, damit die Strömung meinen Köder auf Plattfisch-Reise schickt. Dabei gehört die Schnur zwischen die Fingerspitzen, um „Rückmeldungen“ zu spüren. Ruckt es, ist Geduld gefragt: so lange, bis es richtig rüttelt.

Foto: Verfasser

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