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Tödlicher Salamander-Pilz in Hessen nachgewiesen

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In den Niederlanden wurden bereits fast alle Feuersalamander durch den Salamanderfresser-Pilz ausgerottet. Bild: Christian Geske
In den Niederlanden wurden bereits fast alle Feuersalamander durch den Salamanderfresser-Pilz ausgerottet. Bild: Christian Geske

Eine tödliche Hautkrankheit bedroht Feuersalamander und andere Schwanzlurcharten, wie zum Beispiel die in Tümpeln und Teichen lebenden Kammmolche.

Es war nur eine Frage der Zeit: Der „Salamanderfresser“ genannte Hautpilz ist in Hessen mit dem Fund toter Feuersalamander erstmals im Freiland bestätigt worden. Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) heißt der Pilz, der für den einheimischen Feuersalamander und auch andere Arten der Schwanzlurche in der Regel tödlich ist. Vor einigen Jahren vermutlich mit importierten Amphibien nach Europa eingeschleppt, hat der Pilz zunächst fast den gesamten Bestand von Feuersalamandern in den Niederlanden vernichtet. Auch in Belgien, der Eifel und im Ruhrgebiet fiel ihm bereits ein großer Teil der Lurche zum Opfer.

30 tote Feuersalamander bei Biedenkopf

Im Juni 2023 wurde der Hautpilz erstmalig in Hessen in der Tongrube Wembach in Ober-Ramstadt-Wembach an einem Kammmolch nachgewiesen. Nun erfolgte ein weiterer Nachweis des Erregers in Hessen im Freiland. Mehr als 30 tote Feuersalamander wurden bei Biedenkopf nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen aufgefunden. Anschließende Untersuchungen ergaben einen Bsal-positiven Befund – das bestätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Biologiedidaktik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Verbreitet sich der Pilz weiter, hätte das verheerende Folgen für die heimischen Salamander und Molche und könnte schlimmstenfalls zum Aussterben vieler Arten führen – nicht nur in Hessen, sondern in ganz Europa.

Hessen ist aufgrund des Waldreichtums besonders in den Mittelgebirgen zu großen Teilen vom Feuersalamander besiedelt. Aufgrund des hierzulande vergleichsweise hohen Vorkommens hat Deutschland – und damit auch Hessen – eine besondere Verantwortung für den gesamteuropäischen Bestand. Der Feuersalamander ist deshalb in den Roten Listen gefährdeter Arten als Verantwortungsart vermerkt und hat im Naturschutz einen hohen Stellenwert.

Pilz durch Molche aus dem Zoohandel eingeschleppt

Seine Ursprünge hat Batrachochytrium salamandrivorans in Asien: Für die dortigen Schwanzlurche ist eine Infektion nicht tödlich, sie sind seit langer Zeit an den Erreger angepasst. Nach Europa gelangte der Pilz vermutlich durch den Import von Molcharten aus Thailand, Vietnam und Japan für den Zoofachhandel. Erste infizierte Tiere in Europa wurden im Jahr 2012 in den Niederlanden entdeckt, dort sind inzwischen 96 Prozent der einheimischen Feuersalamander im Freiland gestorben.

Der Pilz wird unter anderem durch widerstandsfähige Dauersporen verbreitet. Naturfreunde sollten daher – vor allem nach Wanderungen in bereits stark befallenen Gebieten wie der Eifel – ihre Schuhe reinigen und trocknen. Insbesondere Naturschützer und Freilandkartierer müssen auch ihre Ausrüstung wie Kescher desinfizieren. Anleitungen zur Desinfektion gibt es unter www.feuersalamander-hessen.de.

Amphibien nicht anfassen

Gekaufte Tiere in privater Haltung sollten grundsätzlich nie im Freiland – auch nicht im Gartenteich – ausgesetzt werden. Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Marburg-Biedenkopf, Landkreis Waldeck-Frankeberg und im Lahn-Dill-Kreis werden gebeten, Feuersalamander, Molche sowie Frösche und Kröten nicht anzufassen, damit Bsal nicht weiterverbreitet wird. Außerdem sollten sie unterwegs in der Natur auf Wegen bleiben, Gewässerränder nicht betreten und Absperrungen beachten. Spaziergängerinnen und Spaziergänger sollten ihre Hunde an der Leine führen und von Bächen, Uferbereichen, Teichen, Tümpeln und wassergefüllten Wagenspuren fernhalten. Für Menschen und ihre Haustiere ist Bsal nicht gefährlich.

-Pressemitteilung Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie-

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