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Auf Achse im Allgäu: Großer Alpsee

20049


Auf Achse im Allgäu: Großer Alpsee
Christian und Michael beim Landen eines 120-Zentimeter-Hechts aus dem Alpsee.
  • Anschrift:

    Großer Alpsee

  • Ansprechpartner:

  • Wir stehen wieder zu einer unchristlichen Zeit auf. Noch im Dunkeln verlassen wir das Quartier, um zum 30 Kilometer entfernten Alpsee zu fahren.

  • Völlig übermüdet geht es erst einmal zur nächstgelegenen Tankstelle, um einen starken Kaffee zu uns zu nehmen. Nach dem kurzen Stopp fahren wir weiter zum See. Die Boote lassen wir an einer Badestelle zu Wasser, da wir keine öffentliche Slipstelle gefunden haben. Dabei achten wir peinlichst darauf, den gepflegten Rasen nicht zu beschädigen. Dennoch möchte ich unser Vorgehen nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen…

    Da staunt Herbert: Erst sprengte der 99er Hecht die Schnur, dann konnte er doch noch gekeschert werden.

    Erneut gleiten unsere vier Boote auf ein uns völlig unbekanntes Gewässer. Damit wir uns nicht verzetteln, machen wir das, was wir am besten können – und das ist Hechtangeln. Der Große Alpsee hat klares, leicht grünlich gefärbtes Wasser. Er ist der größte natürliche See im Allgäu und bis zu 23 Meter tief. Ost- und Westufer verlaufen flach. An den Flanken weist der typische Voralpensee aber zum Teil recht steile Kanten auf. Herbert legt die Schlepproute fest. „Wir fahren zuerst in den Ostteil des Sees“, sagt der Fachmann, „auch wenn heute ein kühler Nordwind weht. Die letzten Wochen hatte es immer Westwind, und der stand auf dem Ostufer“. Der Blick auf das Barometer am Hand-GPS zeigt stark fallenden Luftdruck. Das mögen die Fische eigentlich nicht, und zusammen mit dem Windwechsel auf die eisige Richtung Nordost stellt sich bei uns kein gutes Gefühl ein. Jammern hilft aber ja nichts, wir können es uns schließlich nicht aussuchen und haben nur den einen Tag. Also Köder raus und rudern, rudern, rudern. Zunächst passiert nicht viel. Doch als ich gerade ein Brötchen in den Mund schiebe, springt Herbert plötzlich auf, um beherzt anzuschlagen. Ich schlucke das Brötchen runter, hole die Kamera raus und halte drauf. Der Fisch, ein 70er Hecht, gibt schnell auf. Kurz danach überschlagen sich die Ereignisse: Flo und Tom melden den Verlust eines großen Fisches. Dieser hat auf den 30 Zentimeter langen Castaic Real Bait gebissen und hart gekämpft. Im Angesicht der Bordwand setzte der Esox dann unvermittelt zu einer Preschflucht unter das Boot an und kappte dabei die Schnur an der Ruderauflage. So ein Pech!

    >>Wir fühlen uns wie geschlagene Krieger und rudern Richtung Ufer, um neu zu montieren…<<

    Christian Junkenitz schwört beim Schleppen im Freiwasser auf die Devise: Großer Köder, großer Fisch…

    Als wir uns noch über das Missgeschick der Freunde ärgern, läuft Herberts neuer Ghost-Sideplaner heftig nach innen. Der Profi reagiert sofort und drillt den Fisch gekonnt. Die neuen Planer lösen zwar am Clip aus, bleiben aber beim Drillen auf der Schnur und müssen hinterher nicht mehr eingesammelt werden. Doch plötzlich setzt der Fisch, den wir spontan als Meterhecht ansprechen, zum Sprung an, und das Unglück passiert; die Schnur erschlafft. Der Fisch ist abgerissen, Kruzifix! Herbert weiß gar nicht wohin mit der aufwallenden Wut. Was für ein Drama: Zwei kapitale Hechte durch Schnurbruch verloren! Wir fühlen uns wie geschlagene Krieger und rudern Richtung Ufer, um die Ruten neu zu montieren. Plötzlich springt ein Hecht im ufernahen Krautfeld aus dem Wasser. Gerade wollen wir die Ruten auslegen, da sehe ich etwas Weißes auf der Oberfläche schimmern. Ich rufe Herbert zu: „Dort schwimmt ein toter Hecht, vielleicht ist das unser …“ Schnell rudern wir dorthin. Und es ist tatsächlich jener Esox, den wir gerade verloren haben. Hinter dem plötzlichen Tod des Fisches vermuten wir ein besonderes Phänomen. Hechte, die im Sommer aus tieferen, kälteren Wasserschichten an die Oberfläche gepumpt werden und sich während des Drills total verausgabt haben, verenden leider gar nicht so selten. Die Fische kollabieren regelrecht und haben dann viel Luft in der Schwimmblase. Freunde des Catch and Release sollten das bitte berücksichtigen und wirklich nur fitte Hechte zurücksetzen, statt sie einem sinnlosen Tod auszusetzen. Das Vermessen unseres toten Esox ergibt eine Länge von 99 Zentimetern.

    Erfolgsköder zum Freiwasser-Schleppen: Bass Haraser Swimbaits (links und Mitte) und Castaic Cisco (rechts).

    Kaum ist der Fisch versorgt, meldet Herbert den nächsten Kontakt. Aber leider nur ein Fehlbiss auf den 30er Real Bait. Als ich meinen Köder, einen nagelneuen Bass Harasser, kontrolliere, stelle ich Bissspuren fest. Herbert rügt mich sofort und schimpft wie ein Rohrspatz: „Haste mal wieder nicht auf die Planer geschaut!“ Plötzlich bimmelt das Handy. Es ist Christian, der mit Micha ein Boot teilt und nun aufgeregt meldet: „Wir haben einen dicken Hecht im Drill!“ Sofort rudern wir rüber zu den Jungs. Die sind gerade mit dem Keschern beschäftigt. Ein gewaltiger Hecht gleitet vor unseren Augen in das Netz. Als Christian den Fisch aus den Maschen heben will, beginnt der Esox zu schlagen. Das Ergebnis: Einer der 2/0er Haken steckt in des Fängers Finger. Nun ist richtig Action im Nachbarboot. Aber schließlich können beide, zuerst der Hecht und dann auch Christians Finger, mit Hilfe eines Seitenschneiders vom Köder befreit werden. Alles geht so schnell und professionell, dass wir uns trotz des schmerzhaften Malheurs gleich nach der Schrecksekunde wieder richtig über den kapitalen Fang freuen können. Als wir das Maßband anlegen und das Ergebnis ablesen, sind wir vollends aus dem Häuschen: 1,20 Meter hat der Prachthecht! Erfolgsköder war ein Castaic Real Bait, 30 Zentimeter lang.

    Bei Peters 102 Zentimeter langen Esox verliefen Drill und Landung ohne Komplikationen.

    Was für Fänge, noch dazu unter diesen Bedingungen, an einem fremden Gewässer – und es ist noch nicht einmal zehn Uhr! Zum Glück haben wir auch alles auf Video, sonst glaubt und das doch keiner, schießt es mir durch den Kopf. Die anfängliche Müdigkeit ist wie weggeblasen. Wir sind noch voll Adrenalin gepumpt, als es schon wieder Fischalarm gibt. Ein 75er Hecht hat den Firetiger genommen. Dann sind Micha und Christian wieder an der Reihe. Sie fangen noch einen schönen 90er Fisch auf den Real Bait Watermelon. Damit lassen wir es erst einmal gut sein – Sie wissen ja: Mit Bayern muss die Brotzeit sein…

    Die Krönung des Angeltages: Michaels 1,20-Meter-Hecht, abgeschleppt auf einen 30 Zentimeter langen Castaic Real Bait.

    Nach dem Mittag wird das Wetter immer besser, und die ersten Segler wassern ihre Boote. Als wir daraufhin endgültig Schluss machen wollen, kassiert Herbert noch einen Biss auf die 30er Real Bait Forelle. Augenblicke später landet er einen wunderschönen 97er Esox. Indessen fängt Peter noch einen Traumhecht von 102 Zentimetern. Es ist zwar erst 13 Uhr, aber genug für heute. Unsere vier Bootsbesatzungen konnten insgesamt acht Hechte landen, und zwar in folgenden Längen: 120, 102, 99, 97, 90, 75, 65 und 60 Zentimeter! Außerdem stehen noch der Verlust eines kapitalen Fisches um die 115 Zentimeter und vier Fehlbisse zu Buche. 80 Prozent der Bisse verzeichneten wir auf große Schleppköder, die am neuen Ghost-Sideplaner präsentiert wurden.

    Wir haben wirklich unverschämtes Glück gehabt an diesem Tag. Zwar werden am Großen Alpsee jedes Jahr Riesenhechte von mehr als 130 Zentimetern gefangen. Aber solche Fangtage sind sicher nicht die Regel, sondern die Ausnahme!

    Kurz & knapp

    Hier passt alles, abgesehen vom etwas schwierigen Gewässerzugang. Großfischpotential ist voll gegeben.

    Schwierigkeitsgrad:
    Mittel bis schwer. Wenn man den richtigen Tag erwischt, sind kapitale Hechtfänge möglich. Aber bitte unbedingt auf den Wind achten!

    Naturerlebnis:
    Wunderschönes Bergpanorama.

    Empfohlene Methoden für einen Kurzbesuch:
    Freiwasserschleppen, Renkenfischen. Zander werden regelmäßig mit der Spinnrute gefangen. Karpfen soll es ebenfalls in kapitalen Größen geben.

    Gewässer-Check

    Lizenzen/Informationen: Tag 10 €, zusätzlich 2 € für die Bootserlaubnis und 15 € Pfand für den Bootswimpel, erhältlich u.a. im Angelbedarf Fischerstadl, Julius Kunert Straße 13, 87509 Immenstadt, Tel. 08323/987796 oder Anglertreff, Sonthofener Straße 46, 87509 Immenstadt, Tel. 08323/95192.

    Mindestmaße/Schonzeiten: Hecht 50/-, Zander 50/-, Aal 40/-, Renke 30/15.10.-31.12., Seeforelle 60/01.10.-31.12., Karpfen 35/-, Bachforelle 40/15.09.-31.12., Regenbogenforelle 30/15.12.-30.04.

    Bestimmungen: Schongebiete strikt beachten. Nur Ruderboote erlaubt. Beim Bootsangeln bzw. Schleppen muss eine weiße Fahne am Boot befestigt sein. 2 Handangeln sind erlaubt.

    Leihboote: Bootsverleih Heindl, Am Bootshafen, Bühl am Alpsee, 87509 Immenstadt, Tel. 08323/ 2103.

    Unterkunft: Gästeinformation Immenstadt, Marienplatz 3, 87509 Immenstadt, Tel. 08323/ 914176, www.immenstadt.de

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